Thema der Stunde(n)
Beschreibung des Themas
Baumdiagramme sind fĂŒr die Stochastik und Wahrscheinlichkeitsrechnung eines der eingĂ€ngigsten Werkzeuge um zufĂ€llige Ereignisse darzustellen. Visuell werden mehrstufige Zufallsexperimente entlang von Pfaden mit zugeordneten Pfadwahrscheinlichkeiten abgebildet; so werden Produkt- und Summenregel, bedingte Wahrscheinlichkeiten und in weiterer Folge der Satz von Bayes transparent nachvollziehbar. In der Schule unterstĂŒtzt das die strukturierte Problemlösung, verhindert Rechenfehler bei mehrstufigen Situationen und fördert die prĂ€zise Versprachlichung von Wahrscheinlichkeitsaussagen.
Aufgaben und Ziele
- SchĂŒler:innen können aufeinanderfolgende Ereignisse als Baumdiagramm darstellen
- SchĂŒler:innen können den Unterschied zwischen abhĂ€ngigen und unabhĂ€ngigen Ereignisse anhand von Wahrscheinlichkeiten ausdrĂŒcken
- SchĂŒler:innen können den Satz von Bayes implizit durch die Analyse von Baumdiagrammen anwenden
Bezugsrahmen
Lehrplan
Lehrplanausschnitt
- Semester â Kompetenzmodul 8:
Bildungs- und Lehraufgabe:
Die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler können im
Bereich Stochastik
- den Begriff Zufallsexperiment verstehen, die Wahrscheinlichkeit zufĂ€lliger Ereignisse mit Hilfe der Definition fĂŒr Wahrscheinlichkeiten nach Laplace bestimmen und die Additions- und Multiplikationsregel anwenden;
- mehrstufige Zufallsexperimente mit Baumdiagrammen modellieren, diese interpretieren und damit argumentieren.
Bereich Matrizen
- Daten strukturiert in Vektoren und Matrizen zusammenfassen sowie Berechnungen im Fachgebiet durchfĂŒhren und kennen den Begriff der Determinante und deren Bedeutung.
Lehrstoff:
Stochastik:
- Zufallsexperimente, Laplace-Wahrscheinlichkeit, Additions- und Multiplikationssatz fĂŒr einander ausschlieĂende bzw. unabhĂ€ngige Ereignisse; bedingte Wahrscheinlichkeit.
Matrizen:
- Bezeichnungen, Addition, Multiplikation, Multiplikation mit einer Zahl; Rechenregeln, Determinante, lineare Gleichungssysteme in Matrizenform.
Grundkompetenzkatalog
Mathematische Grundkompetenzen fĂŒr die SRP in Mathematik (AHS)
Grundkompetenzkatalogausschnitt
- WS 2.1 Grundraum (Menge der möglichen VersuchsausgÀnge) und Ereignisse in ange messenen Situationen verbal bzw. formal angeben können
- WS 2.2 relative HÀufigkeit als SchÀtzwert von Wahrscheinlichkeit verwenden und an wenden können
- WS 2.3 Wahrscheinlichkeiten unter der Verwendung der Laplace-Annahme (Laplace-Wahrscheinlichkeit) berechnen und interpretieren können, Additionsregel und Multiplikationsregel anwenden und interpretieren können Anmerkungen: Die Multiplikationsregel kann unter Verwendung der kombinatorischen Grundlagen und der Anwendung der Laplace-Regel (auch) umgangen werden.
- WS 2.4 Binomialkoeffizienten berechnen und interpretieren können
Einbettung in den Unterrichtsverlauf
- Schulstufe: 12. Schulstufe (HTL)
- Lehrplan Ausschnitt: mehrstufige Zufallsexperimente mit Baumdiagrammen
- Voraussetzungen: Grundlegende Kenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung (Laplace, Addition, Multiplikation)
Vorherige Stunde(n):
Wiederholung: Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung
Grundlagen
Stichprobenraum: Ein Zufallsexperiment hat eine Ergebnismenge (Stichprobenraum) Ω. Ein Ereignis ist eine Teilmenge A â Ω.
- Begriffe wie möglich, gĂŒnstig
VerknĂŒpfungen: A âȘ B bedeutet âA oder Bâ (mindestens eines tritt ein), A â© B bedeutet âA und Bâ (beide treten ein).
Laplace-Wahrscheinlichkeit (gleichwahrscheinliche Ergebnisse)
Wenn alle Ergebnisse in Ω gleich wahrscheinlich sind: (=âgĂŒnstige Ergebnisseâ/âmögliche Ergebnisseâ)
Gegenereignis: (bekannt)
Additionsregel
Allgemein:
FĂŒr disjunkte Ereignisse (Aâ©B=â ): (bekannt)
Bedingte Wahrscheinlichkeit
FĂŒr P(A)>0:
Multiplikationsregel
Allgemein:
FĂŒr unabhĂ€ngige Ereignisse (P(BâŁA)=P(B)): (bekannt)
Vorhergegangene HausĂŒbung:
HausĂŒbung bis 14.10.2025
Aus Schulbuch âIngenier-Mathematik 4â
Aufgabe 1
Aufgabe 2
Link zum Original
Inhalte
Baumdiagramme
- Zweck: Mehrstufige Zufallsexperimente ĂŒbersichtlich darstellen
- Knoten: ZustÀnde/Teilereignisse je Stufe
- Kanten/Pfade: zugeordnete Pfadwahrscheinlichkeiten
- AbhÀngigkeit: Kantenwerte können sich je nach vorherigem Knoten Àndern
- Bayes: RĂŒckwĂ€rts lesen, um Ursachen aus beobachteten Ergebnissen zu folgern
Zwei wichtige Regeln
Multiplikationsregel:
Pfadwahrscheinlichkeit = Produkt der Kantenwahrscheinlichkeiten entlang des Pfads
Additionsregel:
Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses = Summe der Pfadwahrscheinlichkeiten aller Pfade, die zu diesem Ereignis fĂŒhren
Beispiel (ohne ZurĂŒcklegen): Urne mit 3 Rot (R), 2 Blau (B), zwei Ziehungen
Beispiel Baumdiagramm
flowchart TB A((Start)) A -->|R 3/5| R1[Ziehung 1: **R**] A -->|B 2/5| B1[Ziehung 1: **B**] R1 -->|R 1/2| RR[**RR**] R1 -->|B 1/2| RB[**RB**] B1 -->|R 3/4| BR[**BR**] B1 -->|B 1/4| BB[**BB**]
Aufgabe
Mind. 1 rote Kugel:
Sei das Ereignis âmindestens eine rote Kugelâ.
Die gĂŒnstigen Pfade sind: RR, RB, BR.
Die Wahrscheinlichkeit fĂŒr mindestens eine rote Kugel ist die Summe dieser Pfadwahrscheinlichkeiten:
Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine rote Kugel zu ziehen, betrÀgt .
Bedingte Wahrscheinlichkeit am Baumdiagramm
Beispiel: Zwei Ziehungen ohne ZurĂŒcklegen
Urne mit 3 roten (R) und 2 blauen (B) Kugeln. Zwei Kugeln werden nacheinander gezogen.
Frage: Wie groĂ ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zweite Kugel rot ist, unter der Bedingung, dass die erste Kugel blau war?
Baumdiagramm
flowchart TB A((Start)) A -->|R 3/5| R1["Ziehung 1: R"] A -->|B 2/5| B1["Ziehung 1: B"] R1 -->|R 1/2| RR[RR] R1 -->|B 1/2| RB[RB] B1 -->|R 3/4| BR[BR] B1 -->|B 1/4| BB[BB]
Bedingte Wahrscheinlichkeit
Ereignis A: â2. Kugel rotâ
Ereignis B: â1. Kugel blauâ
- Gesucht: also
- Im Baum: Nach dem Pfad âBâ (erste Kugel blau), zweite Stufe: âAâ (zweite Kugel rot)
ErklÀrung
Diese bedingte Wahrscheinlichkeit liest man direkt am Baum ab: Nach dem ersten blauen Knoten (âBâ) ist die Wahrscheinlichkeit fĂŒr rot in der zweiten Ziehung .
flowchart TB A((Start)) A -->|R 3/5| R1[Ziehung 1: R] A -->|"**P(B)**"| B1[Ziehung 1: B] R1 -->|R 1/2| RR[RR] R1 -->|B 1/2| RB[RB] B1 -->|"**P(A|B)**"| BR[BR] B1 -->|B 1/4| BB[BB]
Hier könnte man direkt den Satz von Bayes entwickeln!
Mit den bekannten Formeln könnte man sich jetzt hier die Frage nach der umgekehrten (schwierigere) bedingten Wahrscheinlichkeit stellen und den Satz von Bayes herleiten.
Bekannt: Bekannt:
Damit:
und sind wie oben direkt am Baum ablesbar. kann mit der Additionsregel aus dem Baum berechnet werden.
Vergleich: UnabhÀngige Ereignisse
Beispiel: Zwei Ziehungen mit ZurĂŒcklegen
Urne mit 3 roten (R) und 2 blauen (B) Kugeln. Nach jeder Ziehung wird die Kugel zurĂŒckgelegt.
Frage: Wie groà ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zweite Kugel rot ist, unabhÀngig von der ersten Ziehung?
Baumdiagramm
flowchart TB A((Start)) A -->|R 3/5| R1[Ziehung 1: R] A -->|B 2/5| B1[Ziehung 1: B] R1 -->|R 3/5| RR[RR] R1 -->|B 2/5| RB[RB] B1 -->|R 3/5| BR[BR] B1 -->|B 2/5| BB[BB]
UnabhÀngigkeit
Die Wahrscheinlichkeit fĂŒr rot in der zweiten Ziehung bleibt immer gleich (), egal was bei der ersten Ziehung passiert ist. Die Ereignisse sind unabhĂ€ngig.
Vergleich
- Ohne ZurĂŒcklegen: Die Wahrscheinlichkeit fĂŒr rot in der zweiten Ziehung hĂ€ngt davon ab, was zuerst gezogen wurde (abhĂ€ngig).
- Mit ZurĂŒcklegen: Die Wahrscheinlichkeit bleibt immer gleich (unabhĂ€ngig).
Bedingte Wahrscheinlichkeit ist relevant, wenn das Ergebnis einer Stufe die Wahrscheinlichkeiten der nÀchsten beeinflusst.
Materialien
- Laptop

